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Wie schützt uns unser Darm vor Krankheiten?

Christina Dunz • 30. November 2020

Aufbau unserer Darmbarriere

Die Schichten unseres Darms, die uns vor Krankheiten schützen


Zu 80% sitzt unser Immunsystem im Darm. Das bedeutet ein gesunder Darm schützt uns vor Krankheiten. Störungen in diesem komplexen System können fatale Auswirkungen haben: von Allergien über Reizdarm bis hin zu Krebs.


In meinem vorherigen Blogbeitrag bin ich auf die wichtigen Punkte eingegangen, die unseren Darm gesund halten bzw. krank machen.

Bei einem gesunden Menschen stellt die Darmbarriere einen Schutz zwischen dem Darminhalt und dem Blutkreislauf dar. Wenn die Barriere intakt ist, lässt sie lediglich Wasser und die benötigten Nährstoffe in den Blutkreislauf passieren. Die mit der Nahrung eintreffenden Schadstoffe, Gifte und Bakterien gelangen nicht in den Blutkreislauf.

Zu diesem Zweck verfügt die Darmbarriere über mindestens drei verschiedene Schutzschichten.


1. Schutzschicht: Die Darmflora

Auf der Schleimschicht befindet sich die Darmflora, welche aus bis zu 100 Billionen Darmbakterien besteht. Die Aufgaben unserer Darmflora sind vielfältig:

  • Unterstützung der Verdauung: Dazu zählen vor allem unverdauliche Pflanzenbestandteile – die Ballaststoffe.
  • Versorgung und Schutz der Darmschleimhaut: Beim Abbau von Ballaststoffen, produzieren die Darmbakterien sogenannte kurzkettige Fettsäuren. Sie werden von den Darmzellen als Energiequelle genutzt und regulieren das Wachstum und die Entwicklung der Darmzellen.
  • Stoffwechsel und Energiegewinnung
  • Kolonisierungsresistenz: Eine gesunde Darmflora verhindert, dass potenziell schädliche Bakterien, die natürlicherweise im Darm vorkommen und sich vermehren. Ist der Darm mit „guten“ Bakterien besiedelt, verdrängen diese die krankmachenden Erreger. Laktobazillen und Bifidobakterien produzieren beim Abbau von Ballaststoffen Milchsäure, die dafür sorgen, dass der pH-Wert im Darm sinkt und so ein saures, darmfreundliches Milieu entsteht. Über diese pH-Regulation wird der Besiedlung mit fremden Keimen vorgebeugt und das harmonische Gleichgewicht der Darmflora aufrechterhalten.
  • Vitamin-Produktion: Unsere Darmbakterien produzieren wichtige Vitamine wie z. B. Vitamin B und B-Vitamine, die dann als Nahrung für unsere Darmbakterien und teilweise auch für unseren Körper zur Verfügung stehen.
  • Entwicklung und „Training“ des Immunsystems: Die Darmflora stimuliert das darmeigene Immunsystem, umgekehrt beeinflusst das Immunsystem auch die Zusammensetzung der Darmflora. Das darmeigene Immunsystem muss nützliche Darmbakterien tolerieren und krankmachende Erreger bekämpfen. Um für die Unterscheidung zwischen „gut“ und „böse“ fit zu sein, muss das Immunsystem tagtäglich trainiert werden. Denn ansonsten kann es passieren, dass Inhaltsstoffe aus Nahrungsmitteln plötzlich fälschlicherweise als Schadstoffe eingestuft werden und die körpereigene Abwehr sie bekämpft – so könnten Lebensmittelallergien ausgelöst werden oder Auto-Immunerkrankung entstehen. Dann greift das Immunsystem körpereigene Strukturen an.
  • Neue Erkenntnisse zeigen, dass unsere Darmbakterien über verschiedene Kommunikationswege der Darm-Hirn-Achse Einfluss auf die Neurochemie unseres Gehirns haben können. Dies bedeutet, dass die Mikrobiota einen wesentlichen Beitrag für unsere psychische Gesundheit leisten kann.


Fazit:

Schädliche Bakterien

  • Greifen die Darmbarriere an
  • Bilden Giftstoffe
  • Fördern Entzündungen


Schützende Bakterien

  • Wehren schädliche Keime ab
  • Stabilisieren die Darmbarriere
  • Bilden kurzkettige Fettsäuren
  • Produzieren Vitamine

 

2. Schutzschicht: Die Darmschleimhaut

Unter der Schleimschicht (Mucosa) befindet sich die Darmschleimhaut (Tunica Mucosa) und ist mit bis zu 400 m² die Größte im Körper.

Zu den Aufgaben der Darmschleimhaut zählen:

  • Der funktionierende Stofftransport von gewünschten Substanzen, wie Nährstoffe und Wasser in den Körper hinein. Sie sorgt mit ihrer enorm großen Oberfläche dafür, dass wir optimal versorgt werden.
  • Gleichzeitig verhindert sie, dass unerwünschte, für uns schädliche Stoffe ins Körperinnere gelangen.
  • Bei der gesunden Darmschleimhaut stehen die Zellen dicht an dicht. Sie werden durch spezielle Verbindungsproteine – die sogenannten Tight-Junctions – miteinander verhakt, um dichter zu schließen. Gäbe es die Tight junctions nicht, könnten Schadstoffe ungehindert durch die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen schlüpfen und in den Blutkreislauf gelangen.


Eine gesunde Darmschleimhaut ist komplett mit einer dicken Schleimschicht überzogen. Diese ist ein wichtiger Bestandteil der Barrierefunktion des Darms. Sie sorgt dafür, dass unsere Darmbakterien genügend Abstand zum Darmepithel halten, um die ansässigen Immunzellen nicht permanent zu reizen und so einen entzündlichen Prozess auszulösen.


3. Schutzschicht: Darm-assoziiertes Immunsystem

Im Inneren der Darmwand befindet sich eine Vielzahl von verschiedenen Immunzellen – das Darm-assoziierte Immunsystem. Der Darm ist das größte Immunorgan, erstaunliche 80% der Immunzellen befinden sich hier. Die verschiedenen Immunzellen wirken entweder direkt vor Ort oder gelangen über Blut und Lymphe an ihren Einsatzort. Das Darm-assoziierte Immunsystem ist über diese Systeme mit allen anderen Schleimhäuten, z.B. Nasen-, Mund- oder Bronchialschleimhaut, immunologisch vernetzt und versorgt diese mit Antikörpern.


Fazit:

3 Schutzschichten sorgen dafür, dass unerwünschte, schädliche Stoffe und Organismen abgewehrt und unsere Gesundheit geschützt werden.


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